Premiere 17. Februar 2022
nach Ines Geipel in einer Bearbeitung von Clemens Mädge
mit: Vanessa Czapla, Julia Nachtmann und Julia Weden
Dramaturgie / Sounddesign: Clemens Mädge
Kostüm: Marie-Luise Otto
Videodesign: Frederik Werth
Licht: Tim Passgang
Ton: Béla Hüsges
Kamera / Streaming: Kianosh Kinz und Martin Hüsges
Bühne / Produktionsleitung / Bildregie: Francoise Hüsges
Foto: G2 Baraniak
„(...) Mayrs Inszenierung will künstlerisch etwas, und sie besitzt eine ästhetische Konsequenz, mit der sie dieses Wollen durchzieht. Der Abend ist stark, gerade weil er sich der harmonischen Auflösung verweigert.(...) Gerade angesichts der widrigen Bedingungen, denen die Off-Szene derzeit ausgesetzt ist, beeindruckt diese ästhetische Konsequenz. (...) "Umkämpfte Zone" ist die erste Eigenproduktion, die als Hybridpremiere sowohl online als auch in Präsenz in der endlich gefundenen Ausweichspielstätte aufgeführt werden kann, einer unweit vom eigentlichen Standort befindlichen Lagerhalle. Und die Inszenierung macht das Beste aus dieser misslichen Situation: Sie erzeugt eine überregionale Wahrnehmung für ein Theater, das gerade nichts nötiger hat als solch eine Wahrnehmung, für ein Theater, das verzweifelt ein Lebenszeichen senden muss, "Hallo, wir sind noch da!". Dass Mayr einen allerdings darüber hinaus fordert, dass sie sich nicht anbiedert, dass sie sich traut, die Unversöhnlichkeit ihrer Geschichte in eine ebenso unversöhnliche Ästhetik zu übertragen, das macht "Umkämpfte Zone" zu einem wirklich großen Theaterabend. Gerade weil dieser Abend alles dafür tut, dass man ihn eigentlich nicht mag." (Falk Schreiber, nachtkritik 18.02.2022)
"Mit der Romanadaption der Autorin Ines Geipel zeigt das Off-Theater an der neuen Spielstätte Gaußstraße ein deutsches Psychogramm. (...) Weder die neue Bühne noch Kathrin Mayrs Inszenierung wirken wie ein Provisorium. (...) Die Schauspielerinnen Vanessa Czapla, Julia Nachtmann und Julia Weden teilen sich die Hauptfigur der Ines, geben ihrem Bruder Robby ebenfalls Stimme. Dass sie den Text überwiegend in Richtung des Publikums auf der kleinen Tribüne deklamieren, macht das Stück nicht unbedingt leichter. Ein wiederkehrendes bewusstes Stilmittel.
Umso kontrastreicher und anrührendes der Ausdruck kindlicher Freude beim Spiel mit und auf dem Schlitten. Und wenn Vanessa Czapla am Schlagzeug nicht nur den Takt vorgibt, sondern laut auf die Felle trommelt, ist das ein zusätzlicher Ausdruck der Wut und latenten Aggression. „Heilung durch Schlaf“, wie in der DDR einst mit Schlafkammern propagiert, hilft da nicht.
Seriöse Vergangenheitsbewältigung konnte so nicht erfolgen, das Vergessen spiegelte sich auch in den Familien, das Schweigen regierte. Generationen spalteten sich wie bei den Geipels schon vor der Wende. Was hat die breite Zustimmung zu Pegida, AfD und rechtsextremem Gedankengut möglich gemacht?" (Stefan Reckziegel, Hamburger Abendblatt 20.02.2022)